November 27, 2015

Wenn Schule zum Mittelpunkt des Lebens wird


Hallo ihr Lieben,

heute möchte ich euch einmal meine Meinung zu unserem Schulsystem schildern. Ich muss sagen, es ist wirklich ungewohnt auf deutsch zu schreiben, da die Schulsysteme aber einfach total unterschiedlich sind und ich hier nur von meinen Erfahrungen mit dem deutschen berichten kann, habe ich mich dazu entschieden einmal nicht auf Englisch zu schreiben.

Ich weiß, dass es viele Leute geben wird, die mich überhaupt nicht verstehen werden, weil für sie die Schulzeit eine der schönsten ist/war. Man muss aber immer beachten, dass das Schulsystem sich in den letzten Jahren geändert hat und dass es auch heute von Bundesland zu Bundesland bzw von Schule zu Schule stark unterschiedlich ist. Auch müssen immer der persönliche Charakter und die Lebenseinstellung berücksichtigt werden. Abhängig von diesen Faktoren möchte ich hier ausschließlich meine eigenen Erfahrungen mit euch teilen.

Ich selbst war bis zum 2. Halbjahr der 6. Klasse auf einer Realschule in Niedersachsen, dann bin ich aufs Gymnasium gekommen. Ich muss sagen, dass ich Schule bis zur 6. Klasse zwar nicht gut fand und einfach so meine Zeit abgesessen habe, aber die Sichtweise, die ich jetzt habe, hatte ich damals noch nicht. Ich habe mich dem ganzen einfach gefügt, habe es als normal und zu ertragen

 angesehen, habe den Tag vor einer Arbeit pausenlos sinnlosen Stoff in meinen Kopf gestopft, um eine gute Note zu bekommen. Ich hatte nicht ohne Grund die Einstellung, dass das schlimme an einer Arbeit nicht das Schreiben selbst, sondern der Tag davor und das wiederbekommen sind. Der Leistungsdruck war ohne Zweifel schon vorhanden und der Tag vor einer Arbeit hat mich fertig gemacht. Zu der Zeit reichte es noch einen Tag vor einer Klausur zu lernen und den restlichen Unterricht nichts zu verstehen, weil alles zu schnell geht und man zu schüchtern ist um noch einmal nachzufragen. Die mündlichen Noten ruinierten mir dennoch immer wieder meine guten Arbeiten, ich war einfach zu schüchtern und mochte mich nicht zu Wort melden. Immer wieder das gleiche Geschwafel von den Lehren, dass ich zu still sei und dass ich mehr tun müsste. Heute begreife ich einfach nicht, wie man Kinder dazu zwingen will sich zu melden, wenn sie vom Charakter her doch einfach sehr still sind. Daran kann man sie doch nicht messen und sie mit anderen vergleichen und dann sagen, dass sie deshalb schlechter sind!

Nun gut, auf dem Gymnasium fing dann natürlich alles an sich nochmal zu verändern, es wurde viel mehr verlangt, was nochmal viel strengere Benotung mit sich zog. Wenn man noch schüchtern war und nicht gleich alles verstand, dann hatte man direkt einen 4er Schnitt und galt als schlecht. Es war nun auch so, dass lernen oft nicht reichte, man blieb trotzdem einer der Schlechten. Bei mir persönlich war es dann irgendwann so (tatsächlich nachdem ich vegan wurde), dass mich nochmal so richtig anstrengen wollte. Ich habe mich auf einmal viel mehr rein gehängt, was natürlich auch hieß über seinen Schatten zu springen und was mich, wie ich zugeben muss, auch positiv geprägt hat.


Spätestens ab der 10. Klasse fing Schule langsam an mein Leben einzunehmen, denn neben meiner Entscheidung Schule eine große Bedeutung zu zuschreiben wuchs auch der Leistungsdruck allgemein. Die "Endspurtstimmung" fing, wie ich finde bereits dort an. Ich hatte auf einmal das Gefühl, dass Schule zu einem Wettkampf geworden ist, vor allem wenn es um die mündlichen Noten geht.
Wer am meisten sagt gewinnt, jede einzelne Unterrichtsstunde wurde zu einem enormen Druck, dem man stand zu halten hatte. Sich einfach irgendetwas ausdenken, irgendetwas reden, was irgendwie zum meist komplett sinnlosen Thema passt. Vor allem in der 11. Klasse wurde alles noch viel schlimmer. Ich habe vorher schon den Großteil meiner "Freizeit" mit lernen, Hausaufgaben und Referaten verbracht, aber ab da war wirklich oft mein ganzes Leben nur noch auf Schule ausgerichtet. Hier eine Erörterung, da einige Matheaufgaben, die man zunächst nicht ganz versteht und dann den ganzen Tag daran knobelt, um sie am nächsten Tag vorstellen zu können ( braucht man ja für die mündliche Note ... ) und dann noch für 2 Klausuren lernen. Selbst wenn keine Klausuren anstehen, mit Hausaufgaben und Lektüren füllt man ganz leicht den Tag, wie gesagt, wenn man sie nicht hat, dann wird die Unterrichtsstunde damit nur erschwert, weil man dann einen umso größeren Druck hat viel zu sagen. Ich hatte so einige Phasen, in denen ich einfach nicht mehr konnte, ich hatte noch so viele Klausuren vor mir in den nächsten Wochen und dachte ich schaffe es nicht. Es ist einfach ein Kampf die Zeit irgendwie rum zu bekommen und ich hoffe einfach nur noch darauf, dass es bald endlich vorbei ist. Noch ein halbes Jahr, dann ist es endlich geschafft.

Ich habe mittlerweile so einen Hass auf die Schulpflicht entwickelt, weil sie mich dazu zwingt einige Jahre meines Lebens damit zu verschwenden Dinge in mich rein zu zwängen, die von kompletter Irrelevanz sind. Was bringt es mir denn bitte  zu wissen, dass die Ableitung von e hoch x = e hoch x ist und was der Limes ist? Klar Studium hin oder her, deshalb mache ich das ganze im Endeffekt auch, aber das Studium basiert eben auch oft auf diesen völlig sinnlosen Dingen, die sich der Mensch ausgedacht hat, die aber für ein gutes glückliches Leben eigentlich keine Relevanz haben. Ich habe so viele Ideen, von Dingen, die ich machen will, die mich begeistern und mich glücklich machen. Das Gefühl, dass ich anstatt diesen Sachen meine Lebenszeit mit Dingen verschwende, die mich überhaupt nicht weiter bringen und dabei noch einem so verdammt hohen Druck und vor allem riesigen Stress ausgesetzt binn macht mich einfach nur fertig. Das was ich dafür bekomme sind im Endeffekt einfach nur Kategorisierungen, die einen als vermeindlich "gut" und "schlau" auszeichnen, aber schlussendlich nur zeigen, dass man sich einem System untergeordnet hat, das einem vorgetäuschtes Wissen beibringt und zugleich die eigentlichen geistigen Fähigkeiten unterdrückt, die einen zu den Dingen bewegen würden, die einem Spaß machen und die für einen persönlich von Bedeutung und Interesse sind.

Ich hoffe, dass man meine Gedanken zumindest ansatzweise nachvollziehen kann, Es ist vermutlich auch sehr wichtig zu erwähnen, dass ich G8 habe, mit G9 sähe das alles bestimmt nochmal ganz anders aus. Ich möchte nur zu verstehen gehen, dass für mich Schule nicht einfach bedeutet ein bisschen was von der Tafel ab zu schreiben und dann mittags mal eine Stunde Hausaufgaben zu machen. Für mich bedeutet Schule, morgens unmotiviert auf zustehen, zu frühstücken, zur Schule zu fahren, kaputt, aber dennoch erleichtert nach Hause zu kommen, mich dann an den Schreibtisch zu setzten und evtl noch kurz was zu essen und dabei am Handy/ Pc zu sein, um dann bis abends Hausaufgaben zu machen, zu essen und wieder zu schlafen. Wenn das dann über einen langen Zeitraum so weiter geht kann man irgendwann nicht mehr, klar hat man auch mal etwas mehr Zeit, aber im Durchschnitt sieht mein Alltag so aus. Am Wochenende, so wie an diesem, heißt es dann oft einfach nur für Klausuren lernen. Es ist nicht selten, dass ich dann einfach meinen ganzen Samstag nur am Schreibtisch sitze.

Ich möchte hier nicht jammern, sondern einfach nur meine Sichtweise schildern, es würde mich aber auch total interessieren eure Meinung zu hören!

Liebe Grüße,

Lisa

Quellen:

Bilder:
https://i.ytimg.com/vi/qkxTDV3eCy8/maxresdefault.jpg
http://www.ingenieur.de/var/storage/images/media/ingenieur.de/images/eigenbilder/lobbyarbeit-in-schule-zu-suchen-24144603/468705-2-ger-DE/Lobbyarbeit-hat-in-Schule-nichts-zu-suchen-24144603.jpg

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